P. Usseglio

Mutschensattel, Appenzell

24. Juli 21.00 Uhr Abends und ich habe wieder eine sehr ungeplante Aktion im Kopf.

Lorella ist in Basel und hat keine Zeit.
Kurzerhand nehme ich das Telefon zur Hand und rufe meinen Freund Manuel an (der ist meistens bei solchen Aktionen dabei ist).

Hey Manu, hast du morgen frei?
Ich will unbedingt den Kometen Neowise in den Bergen fotografieren! Wie gehofft, ist er sofort dabei bei dem Abenteuer.
Auf die Frage, wo ich denn hin möchte? Wusste ich zu diesem Zeitpunkt leider noch keine Antwort.

Doch gemeinsam ist die Planung einfacher und wir haben uns auf folgende Sachen geeinigt: Alpstein im Appenzell als Zielort, Hoher Kasten als Ausgangspunk, eine Nacht unter Sternenhimmel, leichtes Gepäck.
Plan steht – Gute Nacht!

Am Samstag 25. Juli 11.00 Uhr erwarte ich Manu vor meiner Wohnung und als ich seinen riesen Rucksack mit meinem normalen eher kleinen vergleiche, kommen mir gleich 100 Sachen in den Sinn, die ich sicherlich vergessen habe. Nach kurzem Abgleichen von unserem Gepäck, stelle ich aber fest, dass ich nichts vergessen habe.

Um ca. 13.00 Uhr sind wir an der Talstation «Seilbahn Hoher Kasten» und lösen gleich ein Ticket und beeilen uns auf die nächste Bahn. Oben angekommen machen wir uns auf den Weg und entscheiden uns für die Gratwanderung in Richtung Saxerlücke, welche ich schon lange als Motive in meinem Kopf hatte.

«Wir finden locker einen Schlafplatz.» So optimistisch sind wir nach ca. 2.0h nicht mehr und wir entscheiden uns für eine kleine Pause im Gasthaus Staubern. Wir gönnen uns eine kleine Mahlzeit und ein grosses Bier und gehen dann gestärkt weiter zu Saxerlücke.

Was für ein Anblick!
Diese Felsformation ist einfach unreal, leider sind aber die vielen «Influencer» ziemlich real und versauen die Stimmung etwas. Drohne da, Drohne dort, echt viel los da oben, aber egal. Wir klettern auch auf eine Art Plattform direkt vor der Saxerlücke um unsere Bilder zu schiessen.
Beim runtersteigen rief ein anderer Wanderer laut auf «oh shit»!
Oh Shit was? Schauen wir uns verwundert an.
In diesem Moment realisieren wir, dass der Rucksack von Manu alleine unterwegs ist. Ich kann nicht anders als in einem Lachanfall zu Boden zu gehen. 10min später haben wir den Ausbrecher im Gebüsch wiedergefunden.

Von einem geeigneten Schlafplatz ist aber weit und breit nichts zu sehen. Wir schauen uns an und wägen die Optionen ab. Ok, eigentlich gibt es nur 2 Optionen die in Frage kommen; Abstieg zum Fälensee oder weiter zum Gipfel «Mutschensattel». Da ich aber den Kometen Fotografieren möchte und dieser bei Sonnenuntergang über dem Horizont sichtbar ist, bleibt nur der Mutschensattel.

Die Strecke hat sich dann doch etwas in die Länge gezogen und als wir durch das letzte Schneefeld laufen, sind wir sichtlich erleichtert es endlich geschafft zu haben. Wir haben mit vielem gerechnet aber nicht mit hunderten von Schafen…voll süss! Diese sind auch nicht das Problem, sondern die eher schlecht gelaunten Hirten, welche alle Wanderer vom Gipfel herunter anbrüllen und uns «freundlich» darauf hinweisen, dass wir hier oben nicht campieren dürfen.

Da wir keine Lust auf Streit haben gehen wir durch alle Schafe hindurch und suchen den Ausgang, den wir tatsächlich auch finden. Jedoch geht es gleich wieder hinein in ein neues Gehege mit einem bekannten Schild beim Eingang «Vorsicht Muttertiere».

Auf das verzichte ich Freiwillig sage ich zu Manu!
Doch kein Ende ist zu sehen und somit haben wir uns entschieden einen so gut es geht geschützten Schlafplatz zu finden. Und siehe da, wir haben doch noch Glück und finden einen Platz, der uns von Kühen schützt.

Mittlerweile ist es kurz vor Sonnenuntergang, unser Lager steht und ich mache mich mit meiner Kamera bereit für den Kometen.
Der ganze Tag war Wolkenlos und jetzt genau jetzt, wo es wichtig wird kommen Wolken! 10min später ist der Himmel bewölkt und ich kann den Kometen definitiv vergessen – Aber ein Foto von der Abendstimmung hat es doch noch gegeben.

Wir Essen etwas und stellen den Wecker auf 24:30 Uhr um die Milchstrasse zu fotografieren.
Rinring…ich öffne die Augen und sehe ausser einen stark bewölkten Himmel keinen einzigen Stern! OK, dann halt zum Sonnenaufgang.
Ringring…ich öffne nach einer einigermassen guten Nacht die Augen und Panik macht sich breit. Es windet wie sau und schwarze Wolken sind über uns. Ich rammte meinen Ellbogen in den Schlafsack von Manu und wecke Ihn zugegeben etwas unsanft aus dem Schlaf. Wir müssen sofort zusammenpacken und uns auf den Heimweg machen, bevor ein Sturm aufzieht. Wärend dem Packen drückt die Sonne durch die Wolken und färbt den Säntis und das Ganze Bergmassiv davor in knalligem rot. Shit…shit…shit Kamera raus und den Moment einfangen. Yes was für ein Bild!

Und ab geht die Post.
Der Regen setzt natürlich kurz nach dem Foto ein und wir haben sage und schreibe 4h Abstieg bis zum Auto vor uns – Geil! Optisch sehen wir nicht mehr sehr weit und ich erspare Euch darum eine detaillierte Beschreibung von unserem gefluche!

Aber wir haben es geschafft und die entstandenen Bilder sind es definitiv Wert gewesen.


Tipp: Regenjacke immer mit dabei haben bei einer Übernachtung in den Bergen;)
Tipp 2: Rechne mit Schafen, Kühen und verärgerten Bauern auf dem Gipfel

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