Grosser Mythen, Schwyz
Donnerstagabend, den 23.04.2020. Ich bin Zuhause und die Lust auf Abenteuer packt mich. Ich möchte am nächsten Morgen den Sonnenaufgang auf dem „Grossen Mythen“ sehen. „Dass muss machbar sein“, denke ich mir. Den Berg kenne ich mittlerweile ziemlich gut. Ich frage Michael, einen guten Freund, ob er auch mitkommen möchte. Michi ist sofort mit von der Partie und wir verabreden uns für den nächsten Morgen, Punkt 04.00 Uhr in Brunni, Schwyz.
Um 03.00 Uhr klingelt mein Wecker. Ich frage mich sogleich warum ich mir das eigentlich antue. Doch die Aussicht auf einen schönen Sonnenaufgang lässt mich den Kampf gegen meinen inneren Schweinehund schnell gewinnen. Gepäck steht bereits ready am Eingang. Nur noch Wanderschuhe an und los geht’s Richtung Grosser Mythen.
Ich komme am Verabredungsort in Brunni an und schaue mich um. Zwei weitere Autos stehen da, doch weit und breit keine Spur von Michael. Als ich ihn anrufe, wird schnell klar weshalb er nicht anwesend ist. Anscheinend hatte er anstatt „BrunnI“ „BrunnEN“ verstanden und befindet sich im 40km entfernten Brunnen. Ich beschliesse den Berg alleine zu besteigen und wandere los.
OK, es ist dunkel und trotz Stirnlampe erkenne ich eigentlich so gut wie gar nichts. Und ich dachte ich würde den Berg gut kennen. Tja, falsch gedacht. Schon im unteren Teil nehme ich den falschen Abzweiger. Glücklicherweise laufen mir zwei ebenfalls falsch abgebogenen Wanderer entgegen und teilen mir mit, dass dies der falsche Weg sei. Wir laufen zur Gabelung zurück und stellen fest, dass sogar ein Wegweiser dasteht! Jetzt bloss nicht verunsichern lassen und weiter nach oben Richtung Gipfel. Bei der Gondelstation Holzegg angekommen, sehe ich das Verbotsschild für den Wanderweg auf den Gipfel. Gleichzeitig kann ich auch andere Stirnlampen am Berghang leuchten sehen. „Das wird schon gehen“, denke ich mir und laufe Richtung Ziel. Eine Stunde Gehweg habe ich vor mir. Zugegeben es ist schon ungewöhnlich bei einer Bergwanderung so wenig Sicht zu haben. Jetzt heisst es, sich selber 100% zu vertrauen.
Um 06.00 Uhr erreiche ich den Gipfel, noch 20 Minuten vor Sonnenaufgang. Ich installiere mein Stativ und die Kamera und warte bis der Tag startet. Das Warten hat jedoch einen gewaltigen Nachteil: Ich friere. Mein Shirt ist komplett durchnässt und ich habe zu wenig Kleider dabei, um mich wärmer anzuziehen. Okay, Lesson Learned, nächstes Mal Ersatzkleidung mitnehmen. Shit ist das frisch! Ungefähr 5 Grad Celsius und eine fiese Briese, die meine Laune nicht unbedingt besser macht.
Langsam sehe ich die ersten Sonnenstrahlen am Horizont, ehe der goldene Lichtball langsam aufsteigt und das ganze Land in unglaublichen Farben erhellt. Einfach nur WOW! Ich mache aus jedem erdenklichen Winkel Bilder und fühle mich berauscht, spüre auch keine Kälte mehr. Die Zeit vergeht wie im Flug und ich erschrecke, als plötzlich 09.00 Uhr ist. Ich packe meine Sachen und beginne den Abstieg.
Der Abstieg läuft super, verletzt ist nur mein Ego, als mich ein Ü70 Opa mit schnellen Schritten überholt. Ich sehe ihn erst bei der Station Holzegg wieder und fühle mich noch unterlegener, als ich realisiere, dass er den Berg WIEDER HOCH wandert. Ja, er besteigt den Grossen Mythen zweimal. Double Action. „Wtf“ nuschle ich beim Vorbeigehen, eine Mischung aus Neid und Bewunderung. Ich nehme mir vor, beim nächsten Steilen Berghang weniger zu jammern.
Wieder bei meinem Auto mache ich mich auf Richtung Rapperswil, wo ich Michael treffe, der mir von seiner eigenen spannenden Wanderung in BrunnEN erzählt….heheheh. (Sorry Michi).
Tipp: Für die Sonnenaufgangswanderung ist eine Taschenlampe und extra warme Kleider für den Gipfel von Vorteil.
Michael
Wükli schön xii… Jederziit wieder mit dir… 😉