Creux du Van, Gorgier
Es ist Samstagmorgen, der 19. April, und ich habe verpennt. Eigentlich wollte ich um 07.00 Uhr losfahren…und jetzt ist 09.00 Uhr. Shit Happens, egal! Heute steht der Schweizer Grand Canyon „Creux du Van“ auf dem Programm. Schon seit Langem möchte ich dieses beeindruckende Naturwunder von Nahem sehen, nun ist es endlich soweit.
Schnell noch einen Happen essen, die Tasse Cappuccino leer trinken und 2,5 Stunden Richtung Neuenburg fahren. Etwas müde komme ich an. Nice, bereits in Gorgier wird signalisiert, dass die Strasse zum Creux du Van gesperrt ist. Ok, eigentlich logisch, hätte ich auch ahnen können. Die momentane Corona-Situation lässt das ganze Lanz im Ausnahmezustand weilen. Auch den Creux du Van. Der „Anschiss“ ist trotzdem riesig. „Common“, denke ich mir. „Du bist doch keine 2,5 Stunden gefahren um wieder umzukehren!“ Also parke ich irgendwo im Wald, schalte Google Maps ein kriege gleich nochmals einen Schlag ins Gesicht. 2,5h Fussmarsch!
Reguläres Fluchen und viel Selbstmitleid prägen meine Wanderung nach oben, als mich die „geniale“ Idee überkommt, ich könnte doch eine Abkürzung machen. Die Abkürzung wird natürlich weder von Google Maps vorgeschlagen noch angezeigt, nur mein einfallsreicher Geist und sehr viel Selbstüberzeugung überreden mich quer durch den Wald zu laufen (um ja nicht 2,5h auf geteerte Strasse weiter zu gehen).
Tja, was soll ich jetzt sagen. Ich wünschte ich könnte an dieser Stelle berichten, ich hätte Google Maps überlistet und sei ganz Indiana Jones-mässig direkt zum Creux du Van gekommen. Leider nein. Meine (sogenannte) Abkürzung beinhaltet Dornen, Sackgassen, steile Geröll-Hänge und schlussendlich eine 3 Meter hohe Felswand. Geil oder?
Nach ZWEI STUNDEN Umweg, (ich kann es leider nicht mehr anders sagen), bin ich wieder auf einem von Google Maps vorgeschlagenen Weg. Im ersten Moment bin ich glücklich und erleichtert und freue mich sehr bald am Ziel zu sein…als ich jedoch genauer aufs Navi schaue realisiere ich, dass ich noch 2,5 Stunden zum Creux du Van brauche. Wollt ihr mich eigentlich verar…en??!!
Unfassbar genervt komme ich nach „nur“ 1,5 weitere Stunden Fussmarsch oben an. Insgesamt bin ich also 3,5 Stunden unterwegs. Doch wo ist denn jetzt dieser Creux du Van?? Es ist weit und breit nichts zu sehen…ausser einem Hirsch. Doch nicht mal der interessiert mich bei meiner aktuellen Stimmung.
Nach weiteren 20 Minuten Marsch (und sehr viel Gefluche) sehe ich ihn endlich, den Creux du Van. Ich habe nicht mal genug Zeit um mich aufrichtig zu freuen, denn das Wetter hat sich schlagartig geändert und dunkle Wolken ziehen am bisher blauen Himmel auf. Schnell packe ich meine Kamera aus und klappere den Creux du Van nach geeigneten Foto-Spots ab.
Immerhin habe ich doch ein bisschen Glück (zum ersten Mal an diesem Tag) und schaffe es ein paar Schöne Fotos zu schiessen. Die Stimmung ist irgendwie beeindruckend, der Creux du Van mit den Wolken und der immer wieder durchscheinenden Sonne. Mann ist das schön!
In meinem Fotografie-Modus realisiere ich nicht wie schnell die Zeit vergeht. Plötzlich ist die Sonne schon fast weg. Schon 18.00Uhr! Noch ein letztes Foto und ich mache mich auf den Rückweg. Doch dieses Mal bleibe ich auf der von Google Maps vorgeschlagenen Route. „So kann nichts schiefgehen!“, denke ich mir. Leider verabschiedet sich der Akku meines Schei… Handys und ich habe keine Ahnung wo im Wald ich mein Auto geparkt habe. Toll, gut, dass ich den Parking-Standort extra markiert hatte!!! Was soll ich sagen…Nach 1.5h Abstieg und reichlich Knieschmerzen finde ich schliesslich mein Auto. Okay, ich bin OVER AND OUT!
Nun ab nach Lauterbrunnen, wo Lorella bereits auf mich wartet.
Tipp: Informiert Euch ob die Strasse gesperrt ist – Zu Fuss könnte die ganze Sache Nerven kosten;)
Olivia
Die Story vom Creux du Van – einfach herrlich amüsierend und fantastisch schöne Bilder!
Ich hoffe du hattest wenigstens genügend Proviant dabei 🙂
Patrick Usseglio
Danke liebi Oli…Naja, vom Essen sprechen wir lieber nicht – natürlich viel zu wenig dabei:)